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Montag, 08.01.2024 8:58

I008

1771 | Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London

Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Gesamtansicht
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Gesamtansicht (2)
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Aufsicht
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Vorsatzbrett
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Mechanikdetail
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Wirbelfeld
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Handzüge
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Stimmstock und Klangsteg
Tafelklavier Zumpe & Buntebart, London 1771; Wirbelfeld und Klangsteg

 

Daten

  • Länge: 1465 mm
  • Breite: 505 mm
  • Korpushöhe inkl. Deckel: 185 mm (rechts vorne durch Lösung vom Unterboden 190 mm)
  • Gesamthöhe: 785 mm
  • Instrument steht auf zeitgenössischem Untergestell
  • Untertasten 120 mm sichtbare Länge, Belag: Elfenbein
  • Obertasten 73 mm Länge, Belag: Ebenholz
  • Stichmaß  486 mm
  • Umfang: F1G1 – f3 = fünf Oktaven ohne Fis1 = 60 Tasten.

Mensur

  • F1 = 1237 mm
  • C = 1102 mm
  • F = 977 mm
  • c = 806 mm
  • f = 708 mm
  • c1 = 556 mm
  • f1 = 441 mm
  • c2  = 307 mm
  • f2 = 230 mm
  • c3  = 146 mm
  • f3  = 103 mm

Mechanik: sehr einfache frühe englische Stoßmechanik ohne Auslösung („english single action“); kleine halbrunde Hammerköpfe mit einfacher Leder-Garnierung, zum Teil neu gedoppelt; Art der Dämpfung: Oberdämpfung, Einzelglieder

Indentifikation: In Tusche auf Vorsatzbrett: "Johannes Zumpe / et Buntebart } Londini Fecerunt 1771 / Princes Street Hanover Square", zudem einige florale Ranken; in Tusche auf Resonanzboden nahe Rückwand: "Mrs. Miggott"; auf Rückseite des Vorsatzbrettes eingeschlagen: "I / 26"; auf der Unterseite des Tastenhebels von f3 eingeschlagen: "26"; auf der rückwärtigen Kante des ca. 1 cm starken Deckels eingeschlagen: "I 26"; im Tastenstuhl unterhalb der höchsten Tasten im Diskant eingeschlagen: "26"; große Punze mittig von unten auf dem Instrumentenboden: "I". Tastenhebel hinten mit Tusche von "1" bis "60" durchgezählt. Bei diesen Angaben handelt es sich nicht um eine Serien-, sondern um eine Fertitungsnummer.

Veränderungen: drei Handzüge (links im Instrument, Beschreibung von vorne nach hinten): (1) Moderator (Pianozug; bei manchen Autoren auch „Lute“ oder „Harfenzug“ genannt; ein oberton- und dynamikdämpfender Filzstreifen wird in der Nähe des Stimmstockanhanges von unten an den Bezug gedrückt); (2) Dämpferaufhebung Diskant; (3) Dämpferaufhebung Bass (keine nachträgliche Modernisierung der Handzüge durch Umwandlung in Kniehebel oder Pedale); Teilungspunkt der Dämpfung: h – c1

Bezug: durchgängig zweichörig, Messing umsponnen F1 bis H1, Messing blank B1 bis es, danach Stahl; alte Flachwirbel in Zweierreihen, rechtsstimmig, daneben dt. Tonbuchstaben.

Zustand: Instrument leicht verzogen (rechts vorne hatte sich Korpus von Unterboden gelöst); Resonanzboden nicht original; Name/Signierung auf abgesperrtem Teil mit Bleistift: Mlle. Miggott; originales Schloss fehlt; Garnierung des Moderators fehlt; Tastenhebel gereinigt, vielleicht seitdem ohne Nummerierung; Hammerleiste gereinigt (geschliffen) oder im 20. Jahrhundert ersetzt.

Kurzcharakteristik: Johannes Zumpe arbeitete von 1768 bis 1778 mit Gabriel Buntebart zusammen. Frühes fünfoktaviges Instrument (ohne Fis1) mit Handzügen, ohne Kniehebel und Pedale –  aus der Vorphase der Klavierbauindustrialisierung aus dem Zentrum des Klavierbaus, London. Korpus Tabasco-Mahagoni mit Ebenholz-Adern.

Mit Blick auf die historisierende Aufführungspraxis besonders beachtenswert ist die Tatsache, dass – wie bei vielen weiteren Instrumenten dieser frühen Zeit – die Dämpferaufhebung mittels Handzügen geschieht und damit keinesfalls taktweise, geschweige denn harmoniewechselweise zu betätigen gewesen ist (erst recht, wenn man berücksichtigt, dass aufgrund der Bass-/Diskantteilung jeweils zwei der drei Handzüge, zudem ergonomisch ungünstig extrem links im Instrument angeordnet, zu betätigen sind). Eine Spielanweisung wie diejenige zu Beginn des ersten Satzes von Beethovens Mondscheinsonate[1] ist unter diesem Aspekt neu zu bewerten. Dasselbe gilt für den Pianozug.

Provenienz: Erwerb 2001 aus der Sammlung Neupert II (Wolf-Dieter Neupert), Bamberg.

Literatur (Auswahl):

  • Oscar Paul, Geschichte des Claviers, Leipzig 1868, S. 119.
  • Edgar Brinsmead, The History of the Pianoforte, London 1889, S. 119f. u. S. 162.
  • Alfred Dolge, Pianos and their makers, 1911, Reprint New York 1972, S. 46-48 u. 172.
  • Oscar Bie, Das Klavier, Berlin 1921, S. 132;
  • Pierce Piano Atlas, 8. Aufl. Termino/CA 1982, S. 53 u. S. 336.
  • Margaret Cranmer, Art. Zumpe, Johannes, in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians, 6. Aufl. 1985, Vol. 20, S. 715f.
  • Martha Novak Clinkscale, Makers of the Piano 1700-1820, Oxford 1993, S. 329-334.
  • David Crombie: Piano. Entwicklung, Design, Musiker. London: Balafon Books 1995, S. 18f.
  • Arthur W. J. G. Ord-Hume: Art. Zumpe, Johann Christoph. in: Robert Palmieri (Hg.): Encyclopedia of the Piano, New York / London 1996, S. 451f.
  • Anthony Baines, Art. Tafelklavier, in: ders., Lexikon der Musikinstrumente, Stuttgart und Kassel: Metzler und Bärenreiter 1996, S. 316f.
  • Christoph Dohr: Acht Tafelklaviere der Sammlung Dohr. in: Schmuhl (Hg.), Geschichte und Bauweise des Tafelklaviers, Augsburg u. Michaelstein 2006, S. 389-406.

[1] “Si deve suonare delicatissimamente e senza sordini“