Die Toypianos / Kinderklaviere der Sammlung Dohr
beschrieben von Christoph Dohr
Kinderklaviere (auch Spielzeug-Klaviere; Bernd Wiesemann bevorzugte den Begriff Kinderspielklaviere; englischer Terminus: Toypiano; frz.: piano jouet) bilden seit Juli/August 2015 eine eigene - und mit über 30 Exponaten auch recht umfangreiche, ansehnliche - Abteilung in der Sammlung Dohr, obwohl sie nicht unmittelbar zum Sammlungsgebiet "besaitete Tasteninstrumente" gehören.
Den Grundstock dieser Abteilung bildet die Toypiano-Sammlung des Düsseldorfer Komponisten, Pianisten, Veranstalters und Pädagogen Bernd Wiesemann [1938-2015], der diese wenige Tage vor seinem unerwartet schnellen Tod durch Schenkung/Vermächtnis in die Sammlung Dohr übereignete. Diese 15 Instrumente, zum Teil mit den originalen Hockern, haben im Inventar der Sammlung Dohr die aufeinanderfolgenden Nummern I092 bis I106 erhalten und sind durch CD-Produktionen, Konzerte und Fotos vielfach öffentlich dokumentiert. Bernd Wiesemann war seit den 1970er-Jahren der erste, der den durch John Cage gesetzten Impuls der Beschäftigung mit dem ToyPiano als Komponist und Interpret aufnahm und etablierte. Er komponierte nicht nur selbst für dieses Instrument, sondern regte auch zahlreiche weitere Komponisten zu Werken für dieses Instrument an und brachte das ToyPiano durch zahlreiche Veranstaltungen als Musiker in das Bewusstsein der öffentlichkeit.
Bernd Wiesemann (1938-2015) am ToyPiano "Musikus Studio" (Instrument I093)- auf dem Notenpult aufgeschlagen "I. Walzer" aus seiner 1987 komponierten "Petite Suite für ToyPiano". Foto: Archiv Cybele Records, Düsseldorf.
Die Sammlung Bernd Wiesemann in der Sammlung Dohr
I092 Toypiano/Kinderklavier "BabyGrandPiano", Flügel-Form
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I093 Toypiano/Kinderklavier Musikus Studio, Pianino-Form mit Konsolen
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I094 Toypiano/Kinderklavier "Michelsonne PARIS", Pianino-Form
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I095 Toypiano/Kinderklavier "Schoenhut", Pianino-Form
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I096 Toypiano/Kinderklavier "Schoenhut", Flügel-Form
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I097 Toypiano/Kinderklavier "Schoenhut Concert Grand", Flügel-Form
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I098 Toypiano/Kinderklavier noname, Flügel-Form
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I099 Toypiano/Kinderklavier "Goldon", Pianino-Form
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I100 Toypiano/Kinderklavier noname (Goldon?), Pianino-Form
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I101 Toypiano/Kinderklavier noname (Goldon?), Pianino-Form
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I102 Toypiano/Kinderklavier noname (Goldon?), Pianino-Form
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I103 Toypiano/Kinderklavier noname, Pianino-Form
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I104 Toypiano/Kinderklavier noname, Pianino-Form
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I105 Toypiano/Kinderklavier noname,Pianino-Form
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I106 Toypiano/Kinderklavier noname, Pianino-Form
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Weitere Toypianos/Kinderklaviere in der Sammlung Dohr
Die Sammlung von Bernd Wiesemann (Inventur-Nummern I092 bis I106) war über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten für den praktischen Gebrauch zusammengetragen worden. Die Schenkung umfasst ferner ein modifiziertes, höhenverstellbares Bügelbrett, das Wiesemann bei vielen Konzerten als "Podium" für die ToyPianos diente, und vier IKEA-Kinderstühlchen, die bei Aufführungen anstelle der doch sehr niedrigen (kindgemäßen) Original-Hocker benutzt wurden.
Die Sammlung Wiesemann wird - dem Konzept der Sammlung Dohr folgend - kontinuierlich ergänzt durch weitere Erwerbungen: museale, optisch und/oder baugeschichtlich interessante Stücke und gehört mittlerweile zu den großen internationalen Sammlungen. Eine Listung in der Reihenfolge des Erwerbs findet sich in der Inventarliste; eine Übersicht aller Toypianos nach Tastenzahl in der Instrumentenliste nach Gattungen.
Schoenhut-Anzeige von 1915 (Ausschnitt)
Zur Einführung
Die Geschichte des Toypianos bzw. des Kinderklaviers ist bisher noch fast unerforscht und ungeschrieben. Sie beginnt mit dem Bau der ersten nicht für das Musizieren von Erwachsenen, sondern von Kindern bestimmten Tastenmusikinstrumenten und hat eine gewisse Krönung in der zeitgenössischen Musik erfahren, in der das Toypiano bzw. Kinderspielklavier mit all seinen Begrenztheiten und Unvollkommenheiten Beachtung bei Komponisten, Improvisatoren, Interpreten gefunden hat. Einen besonderen Anstoß zu dieser Entwicklung hat John Cage (1912-1992) mit der Komposition seiner "Suite for Toypiano" (1948) gegeben. Den Faden aufgenommen hat seit der Mitte der 1970er-Jahre der Düsseldorfer Pianist, Komponist und Pädagoge Bernd Wiesemann (1938-2015), der sich nicht nur als Interpret in Konzerten und mit CD-Produktionen, sondern auch als Komponist mit dem Instrument auseinander gesetzt hat. Dass dabei eine Sammlung von 15 Instrumenten anwuchs, stellt dabei fast eine Zwangsläufigkeit dar.
Wiesemann hat zudem zahlreiche Komponisten aus seinem Umfeld zu Kompositionen für ToyPiano angeregt - eine Entwicklung, die mittlerweile international aufgegriffen wurde. Zum Zeitpunkt von Wiesemanns Tod ist die Beschäftigung mit dem Toypiano als "ernsthaftem" Instrument in der Neuen Musik, ja allgemein im zeitgenössischen Musizieren, fast schon Allgemeingut geworden.
Von der Firma Carl Wilhelm Hunger aus Borstendorf/Erzgebirge (ca. 1890) sind bisher noch keine erhaltenen Instrumente identifiziert worden. Es scheint sich um diatonische Instrumente im Umfang von einer und anderthalb Oktaven gehandelt zu haben. Werbepostkarte, Sammlung Dohr.
Bauweise und Erscheinungsform
Die nachfolgenden Betrachtungen beschränken sich auf das akustische Toypiano. Elektr/on/ische Instrumente können nicht berücksichtigt werden und werden nicht in die Sammlung Dohr aufgenommen.
Bei der Bauweise von Toypianos kann man - wie beim "richtigen" Klavier - grundsätzlich zwei Bauformen unterscheiden, nämlich eine solche als "upright piano" (aufrechtes Klavier) und eine solche in Flügelform.
Bei der Klangerzeugung gibt es mindestens fünf Arten, wobei die überwiegende, diejenigen mit dem Glockenspiel entlehnten Klangplatten und solchen mit Klangstäben sind. Diese beiden Typen gehören instrumentenbaukundlich zur Gruppe der Tastenglockenspiele und sind damit nahe Verwandte der Celesta (wichtige Hersteller: Mustel, Schiedmayer, Yamaha), die seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Eingang in die großen Sinfonie-Orchesterbesetzungen gefunden hat. Tastenglockenspiele verstimmen sich - im Gegensatz zu besaiteten Tasteninstrumenten - nicht merklich bei Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen oder bei Torsion des Korpus. Auch Wirbel und Saiten fallen als Ursachen für Verstimmungen aus. Diejenigen Kinderspielklaviere mit Klangplatten stellen dabei Kleinformen von Celesten dar. Die Instrumente in Flügelform haben eine Form der frühen, primitiven deutschen Prellmechanik.
Tastenglockenspiele mit Klangplatten sind konstruktionsbedingt überwiegend diatonisch. Chromatische Tastenglockenspiele erfordern einen besonderen bautechnischen Aufwand, da die Klangplatten für die schwarzen Tasten im Instrument keinen Platz in derselben Reihe/Ebene wie diejenigen für die weißen Tasten finden, sondern andernorts (auf andere Ebene oder in zweiter Reihe, analog zur Konstruktion von chromatischen Glockenspielen) positioniert werden müssen.
Es sind bisher noch keine erhaltenen Instrumente mit Glasplatten/Glasstäben oder Zithersaiten nachweisbar, auch wenn es Hinweise auf deren Existenz (siehe obige Abbildung) gibt. Der international führende amerikanische Hersteller Schoenhut hat wiederholt jeweils für kurze Zeit Toypianos/Kinderklaviere als besaitete Miniatur-Konzertflügel mit Flügelmechanik angeboten; auch aus der Fertigung von Michelsonne ist ein solcher Instrumententyp bekannt. Derartige Instrumente haben aufgrund ihres gegenüber den bisher beschriebenen ToyPianos deutlich höheren Preis allerdings eine nur sehr geringe Verbreitung gefunden und sind im Markt fast nicht aufzufinden.
äußere Form, Tonumfang
Die äußere Form der Instrumente ist dabei den aufrechten Pianinos (upright piano) oder der Flügelform (grand piano) mehr oder weniger getreu bzw. miniaturisierend nachempfunden. Der Ambitus der Instrumente beginnt bei ca. fünf Tasten/Tönen und endet bei ca. 37 Tasten/Tönen (= drei vollen, chromatischen Oktaven). Eine Anzeige der Firma Schoenhut aus dem Jahre 1920 (Ausschnitt siehe unten) führt Instrumente mit den Tastenumfängen 5, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 18, 22 und 30 Tasten auf. Dabei ist nur das Instrument mit dem größten Ambitus (30 Tasten = zweieinhalb Oktaven, c'-f''') als "with half tones" - also chromatisch - ausgestattet. Bei allen anderen Instrumenten handelt es sich in dieser Anzeige um diatonische Instrumente (klingende "weiße" Tasten mit aufgemalten/applizierten schwarzen Tastenhälften). Bei derartigen Instrumenten überwiegt zunächst der Spielzeugcharakter; sie haben aber auch für das Erwachsenen-Musizieren aufgrund ihrer doppelten Beschränkung (Tonumfang plus Tonvorrat) einen besonderen Reiz.
Häufig anzutreffen sind dabei Instrumente mit zwei Oktaven, c-orientiert (c'-c'''); Schoenhut baute auch diesen zweioktavigen Ambitus f-orientiert (f'-f'''). Auch bei den Instrumenten mit drei Oktaven gibt es zwei gebräuchliche Ambitus: f-f''' [französische, amerikanische bzw. asiatische Hersteller] und c-c'''' [u.a. deutsche Hersteller]; größere Tastenumfänge sind sehr selten oder sogar Unikate bzw. Einzelanfertigungen. Von Schoenhut wurden ein dreieinhalboktaviges Modell und sogar ein vieroktaviges Modell (1978) produziert bzw. beworben, von Michelsonne ist ebenfalls ein vieroktaviges Modell (Unikat?) gehandelt worden.
Instrumente, die Kinder an das "richtige" Musizieren heranführen sollen und können bzw. solche Toypianos, die sich auch für professionelles Musizieren anbieten, haben chromatische Tasten/Töne und sind in der Regel von Werk aus annähernd oder sogar gut gestimmt. Sämtliche mir bekannten Toypianos haben keine funktionierenden "Veränderungen" (Pedale; die in der Schoenhut-Anzeige von 1920 zu sehenden Pedale sind funktionslos). Musikalisch bedeutend ist dabei das Fehlen einer Dämpfung. Viele ToyPianos verzichten auf bewegliche Teile wie Tastaturklappen sowie Notenpulte und lassen sich (von Kindern) nicht öffnen, sind also hermetisch verschlossen, um die Möglichkeit von Defekten durch kindliche Eingriffe gering zu halten.
Schoenhut-Anzeige für Wiederverkäufer, 1920.
Toypianos lassen sich oft nur schwer datieren. Auf Serien-Nummern wird verzichtet, selten gibt es Anhaltspunkte, die den Entstehungszeitraum präzisieren helfen. Daher werden die Instrumente dieser Abteilung der Sammlung Dohr nicht nach Entstehungsjahr, sondern zunächst nach der Inventar-Nummer katalogisiert, bis dass weitere Erkenntnisse vorliegen. Ein mögliches Gliederungskriterium ist der Tonumfang - man könnte also dem Aufbau der Schoenhut-Anzeige folgen.
Hersteller
Als ToyPiano-Hersteller fungier(t)en ausschließlich Firmen, die nicht im Markt von Instrumenten für "Erwachsene" engagiert sind. Als führender Hersteller kann derzeit die 1872 von Albert Schoenhut, einem deutschen Emigranten, in den U.S.A. gegründete Firma Schoenhut angesehen werden. Das Produktspektrum ist im Laufe der Jahrzehnte quasi unüberschaubar geworden. Schoenhut produziert seit einiger Zeit auch gezielt Instrumente, die gehobenen Ansprüchen auch professioneller Musiker/innen gerecht werden. Schoenhut ist immer noch aktiv in der Produktion, hat seine Fertigung jedoch nach China verlagert. Im Markt sind nun zunehmend "noname"-Instrumente, die konstruktiv und qualitativ den originalen Schoenhut-Instrumenten sehr nahe kommen.
Im 20. Jahrhundert gab es eine größere Gruppe von guten Herstellern, die mittlerweile ihre Produktion eingestellt hat: Jaymar (U.S.A.), Michelsonne (Paris) und Opéra (Frankreich), Goldon (Markneukirchen/sächsisches Vogtland/DDR), Musikus Studio (Label oder Hersteller?) und andere mehr.
Eine besondere Gruppe bilden "historische noname-Hersteller", waren doch Kinderklaviere in den entsprechenden "Instrumentenbauvierteln" Deutschlands und anderer entsprechend strukturierter Regionen eine durchaus willkommene Erwerbsquelle. Diese Instrumentenbauergruppe wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend, schließlich vollständig abgelöst durch fernöstliche Massenproduktion und -distribution.
Schoenhut-Anzeige 1932 - mit 6, 9, 10, 12 und 16 Tasten, allesamt akkurat gestimmt!
Zur Ästhetik des ToyPiano-Spiels
Als John Cage 1948 die "Suite for ToyPiano" komponierte, befand er sich gerade in einer experimentellen Material-Erkundungsphase: In derselben Zeit entstanden seine Werke für präpariertes Klavier. Cage war auf der Suche nach neuen und anderen Klängen bei Tasteninstrumenten, hatte sich doch das Klavier an sich im letzten halben Jahrhundert kaum noch klanglich und konstruktiv weiterentwickelt.
Ausgehend vom Pianino und Konzertflügel, bietet das ToyPiano dem Komponisten und Interpreten nun folgende - ästhetisch relevante - Besonderheiten:
- Sehr begrenzter Ambitus zwischen fünf Tasten (diatonische Quinte) und 37 Tasten (drei chromatische Oktaven), wobei 25 Tasten (zwei chromatische Oktaven) einen gewissen "Standard" für das professionelle Musizieren/Komponieren bilden. Dieser Ambitus führt zu - auch unmittelbar körperlich spürbaren - Begrenzungen und Beschränkungen, insbesondere beim beidhändigen Spiel auf einem Instrument. Nichteinhaltung der Normen für Tastenbreite und -tiefe und "Stichmaß" (ein besonderes Maß, das die Breite der Oktaven erfasst) - zugunsten der Anatomie von Kindern gerecht werdenden Dimensionen.
- Sehr einfache, im Grunde unregulierbare (in der Regel archaisch-frühe deutsche Prell-) Mechanik, die dem pianistisch-interpretativen "Zugriff" auf das Instrument aleatorische Komponenten verleiht. Viele Kinderklavier-Mechaniken lassen kein dynamisches Spiel zu, sondern lassen dem Spieler lediglich die Wahl zwischen "Anschlag" und "Nicht-Anschlag". Auch diezeitliche Komponente beim Anschlag beinhaltet oft Zufälligkeiten.
- Fertigungsschwankungen. In ästhetisch motivierter überspitzung formuliert, gibt es keine zwei in der Stimmung identische Kinderklaviere. Im Zusammenspiel von Kinderklavieren kommen von der Stimmung her verschiedenste Schwebungen und größere Abweichungen, aber auch Asynchronitäten (Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen) als vom Interpreten nicht zu beeinflussende Zufälligkeiten hinzu.
- Eine präexistente, vom Hersteller vorgegebene Stimmung, die sich nachträglich nur noch mühsam (viele ToyPianos lassen sich nur mit Werkzeug öffnen, damit Kinder nicht eingreifen können) und/oder mit Risiko (abbrechende Klangstäbe!) ändern lässt [Titel der bei Cybele erschienenen zweiten ToyPiano-Solo-CD von Bernd Wiesemann: "Das untemperierte Klavier"].
- "Zweckentfremdung" eines Instrumentes, das ursprünglich gar nicht für konzertantes und/oder mehrstimmiges Spiel und/oder das Spiel von Erwachsenen konzipiert wurde. Bewusste "überbeanspruchung" von Mechanik und akustischer Anlage.
- Sehr stark perkussiver [dem Glockenspiel verwandter]Ton, rasch verklingend; keine weitere Möglichkeit, den Ton zu beeinflussen [z.B. keine Dämpfung, kein Moderator].
In der ToyPianisten-Szene sind nun gegenläufige Entwicklungen zu erkennen: Während Bernd Wiesemann gerade aus der Summe dieser besonderen Imperfektheiten seine ästhetik entwickelte, gibt es (durch CD und Konzerte dokumentierte) gegenläufige Strömungen, die das ToyPiano aus der Spielzeug-Umgebung, aus dem systemimmanent Mängelbehafteten herausholen wollen und insbesondere die Spitzen-Modelle der Firma Schoenhut zu "kleinen Steinways" stilisieren [vielleicht ist diese Stilisierung auch lediglich eine ironisierende Koketterie!]. Dazu gehört zum Beispiel - schon rein äußerlich - der auf der Diskantwand "konzertmäßig" applizierte Schriftzug des Herstellers. Dazu gehören aber auch Eingriffe in das jeweilige Instrument, die die ursprünglich den besonderen Charakter des ToyPianos definierenden Eigenschaften des Instrumentes zu beseitigen versuchen: Nachregulierung, Stimmung (d.h. Eingriff in die "werkmäßig" vorgegebene Stimmung) und - herstellerseitig - bessere Mechanik und größere, der Ergonomie und dem Spiel von Erwachsenen gerecht werdende Klaviaturen. Schließlich Konstruktion von Instrumenten gezielt für den Profi-Bereich, so das - sich auch in der Sammlung von Bernd Wiesemann als "krönender Abschluss" befindliche "Concert Grand" von Schoenhut [inklusive der überschreitung einer Preisgrenze, die die "normale" Spielzeug-Kategorie deutlich überspringt].
© 2015 by Christoph Dohr
links: Schoenhut-Anzeige 1934 - mit 6, 9, 10, 14 Tasten, reduziertes Programm nach Weltwirtschaftskrise? rechts: Schoenhut-Anzeige von 1918 . Der Text spricht von 42 verschiedenen lieferbaren Größen und Ausführungen (jeweils Ausschnitte der Anzeigen: nur der ToyPiano-Teil ist reproduziert).
Eine absolute Rarität: Eine ToyPiano-"Schule" der Firma Schoenhut (U.S.A.), ca. Anfang 20. Jahrhundert, mit Musikkunde und ersten Musikstücken zum Spiel auf dem Toypiano. Sammlung Dohr.
Eine absolute Rarität: Eine ToyPiano-"Betriebsanleitung" der Firma Schoenhut (U.S.A.),1908, Innenseite, mit Musikkunde und ersten Musikstücken zum Spiel auf dem Toypiano. Sammlung Dohr.
auf Instrumenten des Pianomuseums