1900 (ca.) | Dirigentenklavier Jakob Erbe, Eisenach
Kurzcharakteristik
- "hinterschlägiges" Klavier (Begriffsfindung von Christoph Dohr [06.01.2010]: Die Hämmer schlagen von hinten nach vorne; lt. Wolf-Dieter Neupert "unterschlägige Pianino-Mechanik" genannt [Telefonate am 07.01.2010]; lt. Wikipedia "Pianino mit Untertastenmechanik" [Recherche 07.01.2010]; der erste Begriff ist etwas unglücklich [die Tasten schlagen nicht nach unten, sondern ziehen die Mechanik nach oben!], der letztere sehr unglücklich gewählt [schließlich haben auch die Obertasten dieselbe Mechanik; gemeint ist, dass sich die Mechanik unter den Tasten befindet].
- Umgekehrte Reihenfolge im Konstruktions-Aufbau im Vergleich zum herkömmlichen aufrechten Pianino: Vom Spieler aus gesehen befindet sich der Resonanzboden vorne, dann kommt die gusseiserne Platte, dann der Bezug, schließlich die Spielmechanik, als Letztes kommt die Mechanik für das "linke Pedal", der Moderator.
- Maße: 125 cm breit, 45 cm tief, 95 cm hoch (im geschlossenen Zustand).
- Besondere, patentierte Konstruktion der Spielmechanik: Die Tastenebene befindet sich oberhalb der akustischen Anlage des Instrumentes. Beim Anschlag einer Taste zieht eine an deren befindliche Draht-Abstrakte die Mechanik an dem Punkt, wo beim normalen Klavier eine Taste untergreift, nach oben.
- Das Instrument weist einen im Vergleich zur Entstehungszeit kleinen Ambitus von lediglich sechs Oktaven auf. Das Instrument ist lediglich einchörig besaitet.
- Ambitus: sechs Oktaven, F1 bis f4 (!)
- x-x = einchöriger Bezug, umsponnen
- x-x = einchöriger Bezug, blank
- Bezug kreuzsaitig, Gussrahmen
- zwei Pedale: rechts Dämpfungsaufhebungspedal ("Forte"), links Moderator ("Piano"; bewirkt eine Verringerung des Anschlagsweges).
Zustand: Das Instrument befindet sich optisch und mechanisch in einem guten Zustand. Es hält die Stimmung nicht mehr. Laut Hubert Henkel baute die 1881 gegründete Pianofabrik Jakob Erbe ab 1893 dieses patentierte Dirigenten-Klavier. Lt. Jan Großbach wurde die Fertigung von Instrumenten 1929 eingestellt, lt. Henkel erlosch die Firma 1945. Großbach kann nur Seriennummern für 1925 und 1930 datieren, so dass eine genauere Datierung des vorliegenden Instrumentes derzeit nicht möglich ist.
Voreigentümer: Privatbesitz Stödtling
Literatur:
- Paul de Wit: Welt-Adreßbuch der gesamten Musikinstrumenten-Industrie, Leipzig
- Hubert Henkel, Art. "Erbe, Jakob", in: ders., Lexikon deutscher Klavierbauer, 1. Aufl. Frankfurt/Main 2000, S. 132
- Jan Großbach: Atlas der Pianonummern. 10. aktualisierte und erweiterte Auflage. Frankfurt: PPV-Medien Gmbh Edition Bochinski 2005, S. 108.